Alain Pichard, Gastautor / 14.03.2023 / 14:25 / Foto: Alain Pichard / 30 / Seite ausdrucken

Ich möchte auch auf die Liste!

Liebe Amadeu Antonio Stiftung, lieber Herr Böhmermann, 

Über zahlreiche Medienberichte, aber auch auf dem Weg der direkten Kommunikation von Betroffenen habe ich gehört, dass Sie Menschen auf Listen setzen, die entweder rechts sind oder sich in irgendeiner Weise antifeministisch geäußert haben. Um Ihre Liste zu füllen, wünschen Sie sich Zuträger von Informationen, die Sie auch anonym entgegennehmen, in alter deutscher Tradition. Ich bin etwas befremdet, dass ich noch nicht auf Ihrer Liste vermerkt bin. Da sind Leute wie Tamara Wernli drauf, die ihren eigenen Kanal betreibt, auf dem sie zugegebenermaßen einige unkorrekte Dinge von sich gibt.

Aber ich – das möchte ich hier in aller Form postulieren – habe mehr zu bieten. Mein Name ist Alain Pichard. Ich bin mittlerweile 68 Jahre alt, unterrichte aber immer noch, weil meine Schule keine Lehrkräfte findet. Ich kann auch eine gewisse Prominenz vorweisen. Ich bin Abgeordneter im Kantonsparlament, betreibe einen Bildungsblog und hatte auch zahlreiche Medienauftritte, die man auf Google entdecken kann. Dort werden Sie sicher auch auf meine Verdienste aufmerksam, Verdienste, die es ratsam erscheinen lassen, mich auf Ihre Liste zu nehmen.

So bin ich zwar für die Gleichberechtigung, finde aber, dass man sie nicht auf Kosten einer Sprachverstümmelung erreichen kann. Ich habe mich auch mehrfach gegen eine Frauenquote ausgesprochen. Ich bin für die Meinungsfreiheit, auch für einen Daniele Ganser und Sarah Wagenknecht, deren Positionen ich nicht teile. Ich bin für den Rechtsstaat, für das Demonstrationsrecht und die Grundrechte. Ich bin zwar Mitglied der Grünliberalen Partei in der Schweiz. Aber in meinem Innern bin ich vor allem liberal. Für den Freihandel, für Wettbewerb, für das Eigentumsrecht. Ich habe auch nichts gegen billigen Strom und ein Stück Fleisch auf dem Teller. Ich halte die Klimakleber für Kindersoldaten einer paranoiden Wissenschaftsclique. Okay, den Klimawandel halte ich zwar auch für ein echtes Problem, glaube aber, dass wir es lösen können. Ich finde, dass die Kids lieber Physik studieren sollten, anstatt die Schule zu schwänzen. 

Und ich esse ab und zu Nutella

Und ja, ganz schlimm: Ich bin zwar geimpft, habe mich aber immer gegen den Impfzwang ausgesprochen und bin mit einer Frau verheiratet, die sich nicht impfen ließ. Ich habe sie nicht verlassen. 

Freiheit und Selbstverantwortung bedeutet mir mehr als das Kollektiv. Ah, und ja, ich verlange von meinen Migrantenkids in der Schule, dass sie arbeiten, sage ihnen sogar, dass sie mehr arbeiten müssen als ihre einheimischen Mitschüler, das Los jeder Migration. Ich gründete zwar ein Migrantentheater, in welchem die Kids ihre Themen auf die Bühne bringen können, aber das ist nur Tarnung. In Wirklichkeit will ich sie von unserer Lebensweise und Kultur überzeugen. Und ich habe die Praktiken des schweizerischen Islamrats aufgedeckt, die junge Schweizer in ominöse Koranschulen schickten, die dann dort für den Dschihad rekrutiert werden sollten. Eine gewisse Islamfeindlichkeit kann man mir daher auch zuschreiben. 

Ich schreibe ab und zu für die Weltwoche, den Nebelspalter und für die Achse. Alles – in Ihren ehrenwerten Augen – rechtsextreme Elaborate. Und wenn das nicht reicht, sei noch hinzugefügt. Ich finde die Achse fantastisch, einer meiner Söhne hat mit dem Sohn von Bernd Lucke studiert, und ich esse ab und zu Nutella. Diese klebrige Masse hat viel Zucker und ist braun. 

Anmerkung: 

Der Autor dieser Zeilen wurde in den 70er und 80er Jahren als Linker und Gewerkschafter jahrelang vom Staatsschutz beobachtet und „fichiert“. Als dieser Skandal aufflog, wollten sich zahlreiche seiner Freunde auch auf diesen Fichen wissen und waren enttäuscht, nicht darauf zu figurieren. Diese Staatsschutzlisten hatten mittlerweile den Status einer Ehrenliste erreicht. 

Foto: Alain Pichard

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Christa Born / 14.03.2023

Ich möchte auch auf diese Liste.  Lauter nette Leute! Wie komme ich da drauf? Selbstanzeige? Oder kann mich jemand von hier denunzieren? Bitte um Hinweise.

Birger Barth / 14.03.2023

Ich muß auf diese Listen! Ich habe immerhin Strafe dafür gezahlt meinen Job zu machen und habe meine Gäste nicht rausgeschmissen, wie von einem Ordnungsamtsmitarbeiter in Begleitung bewaffneter Polizisten gefordert…und ich habe in all den Jahren nichts von jemandem wissen wollen, weil es mich nichts angeht, reicht das nicht!? Achso, natürlich hab ich mich nicht ,,piecksen” lassen….ich hoffe es reicht!

Wilfried Düring / 14.03.2023

‘Verbrennt mich!’ -  Ein Protest von Oskar Maria Graf. (12. Mai 1933)

Werner Arning / 14.03.2023

Sie möchten auf die Böhmer-Liste? Wahrscheinlich sind Sie bisher deshalb nicht drauf, weil Sie der Gnade der anderen Staatsbürgerschaft unterliegen. Versuchen Sie doch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Ärgern Sie die Böhmer-Leute. Wie wäre es mit einer Kritik an Waffenlieferungen an die Ukraine. Geht nicht, weil Sie dann womöglich auch bei der Achse auf eine schwarze Autoren-Liste kämen? Glaube ich nicht. Die Achse lebt Demokratie. Die Anderen sprechen nur von und über diese. Schreiben Sie öfter hier und die Böhmer-Leute werden Sie vielleicht wahrnehmen. Dann hilft auch Ihre fremde Staatsangehörigkeit nicht mehr aus der Patsche. Schwuppdiwupp sind Sie auf der Liste. Ach, die Deutschen … Sie können es nicht lassen.

Joachim Walter / 14.03.2023

Sollten wir uns nicht einfach alle bei dieser omiösen Liste selbst anzeigen, damit sie zu einer richtigen Farce wird! Wer macht mit?

finn waidjuk / 14.03.2023

Habe mich gerade selbst angezeigt, da ich der Meinung bin, dass es nur zwei Geschlechter gibt und ich die Gendersprache für den Hirnfurz unheilbarer Idioten halte.

Dorothea Wener / 14.03.2023

Kann ich mich als IM bei dieser Stasi-Stiftung bewerben? Oder werden diese begehrten Arbeitsplätze nur unter der Hand vergeben?

Sabine Schönfelder / 14.03.2023

Hahaha, echt witzig ! Ich frage Sie nur EINES, wie halten Sie es bei den Grünen aus ? Andererseits, - ein untrügliches Zeichen für gelebte Toleranz und ein Hinweis für eine klitzekleine masochistische Veranlagung….. LG und bleiben Sie gesund.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com