Hubert Geißler, Gastautor / 01.04.2024 / 16:00 / Foto: Pixabay / 9 / Seite ausdrucken

Neues vom Schrauber: Verlangen nach einer Sitzheizung

Von Hubert und Bernhard Geißler.

Zweifellos ist der Kauf eines neuen Autos nach Heirat und Hausbau eine der gravierenderen Entscheidungen im Leben eines Teutonen und damit Gegenstand intensivster Debatten.

Zwar passiert das im Leben öfter, aber nach Erreichen des Rentenalters stellen sich doch einige Fragen.

Wird es das letzte Auto sein, und was muss gekauft werden, da man sich nicht mehr wie in jungen Jahren hurtig aus der Karosse schält, sondern mehr unter Stöhnen und Ächzen das Blechkleid abstreift und sich fragt, wie lange das wohl noch gutgehen wird.

Sitzkomfort, leichter Einstieg, gute Übersicht stehen doch in deutlichem Gegensatz zu Modellen, in denen der Chauffeur halb liegend sich den Wind bei erhöhten Drehzahlen durch das offene Dach um den Kopf wehen lässt. Kurz und gut: Mein Schrauberbruder hat beschlossen, ein neues Auto zu kaufen. Der rapide Anstieg einiger Nvidia-Aktien in seinem Besitz füllte das Konto und der gepflegte, aber doch in die Jahre gekommene Kleinwagen aus teutonisch-gallischer Produktion bot immer mehr Widerstände beim Ein- und Ausstieg. Wir haben die Frage, was es denn nun werden soll, ausführlich diskutiert.

Einige Kriterien hat mein Bruder, die sich aus Obigem ergeben, zum Beispiel eine Sitzheizung. Für mich wäre das früher ein Indiz völliger Dekadenz und Verweichlichung gewesen: Ein Eierkocher ging gar nicht! Aber man wird nicht jünger. Ein weiteres Kriterium war der Abschaltknopf: Ja, es gibt eine Firma aus dem schönen Nippon, die ihre Modelle mit einem Schalter versieht, der die Anzahl von Assistenzsystemen, mit denen ein moderner Wagen bestückt ist, einfach ausknipst. Man muss das vor jeder Fahrt machen, aber immerhin, die Möglichkeit besteht.

Elektromagnetische Strahlung

Nun musste mein Bruder während seiner Schrauberkarriere oft längere Fahrten zu weit entfernten Einsatzorten machen. Die oft gemieteten Karren waren eher Oberklasse und die hätten, laut meinem Bruder, unablässig gepiept und gepfiffen, wie in einem Vogelkäfig, begleitet vom Blinken und Blitzen der Armaturen und des Bildschirms, die eher an einen Flipper längst vergangener Tage erinnerte. Das kam überhaupt nicht mehr in die Tüte, man hatte sich schließlich seine Ruhe verdient. Ich will die in einem neuen Auto verbauten Systeme gar nicht aufzählen, klar ist, dass da eine ganze Batterie von Sensoren, Empfängern, Elektromotoren und dergleichen unablässig Strahlung emittiert, gesteigert wird das sicher bei den propagierten E-Autos, getoppt bei Systemen des autonomen Fahrens, wo man am Ende noch in einer Art von Radaranlage sitzt.

Dass das Auswirkungen auf Gesundheit, Leib und Leben haben könnte, scheint nicht abwegig. Der moderne Fahrer sitzt auf einer gewaltigen Batterie und ist umschwirrt von Signalen, Strahlen und Emissionen, gegen die das häufig inkriminierte Handy oder die Option, den Kopf in eine Mikrowelle zu stecken, durchaus vergleichbar erscheinen. Ich habe gegoogelt, unter „gesundheitliche Risiken, E-Auto, Assistenzsysteme“.

Über 200.000 Ergebnisse zeigten doch eine gewisse Relevanz des Themas. Ich halte mich erst einmal an den Herrn Gomoll in der Autobild vom 28.1.2021, der fragt: „Wie viel elektromagnetische Strahlung verursachen E-Autos?“ Da heißt es: „Wenn schon bei einem vergleichsweise kleinen Gerät wie einem Smartphone solche Diskussionen aufkommen, wie schaut es dann mit einem Elektroauto aus? Elektrische und magnetische Felder entstehen im Betrieb und beim Laden der Fahrzeuge. Da liegt es nahe, dass die Konsequenzen für den Menschen untersucht werden. Die bisher durchgeführten Untersuchungen deuten an, dass nicht die Elektromotoren den Smog verursachen. Die Strahlung wird vielmehr durch die Position der Batterie, der Kabel oder der Leistungselektronik sowie durch den Betriebszustand des Fahrzeugs verursacht.“

Was sagen Sie dazu?

Weiter kursorische Recherchen scheinen nun zu bestätigen, dass das Problem existiert und dass die Hersteller durch Abschirmmaßnahmen und dergleichen dem entgegenwirken wollen. Dabei vermute ich natürlich als automobiler Laie, dass derartige Verteidigungsmaßnahmen bei einem Premiummodell wirkungsvoller sein könnten als bei einem Elektro-Billigheimer, aber gut. Befreundete Mechaniker sagten, sie würden die Gefahren batteriebetriebener Autos bei Brand und Unfall kennen, aber sonst wäre ihnen das Thema noch nicht prominent untergekommen.

Könnte es nun sein, dass Politik und Hersteller kein gesteigertes Interesse an derartigen Fragestellungen haben dürften? Wir kratzen uns zweifelnd am Schädel und stellen uns vor, wie sich wohl Schlagzeilen wie „Krebsgefahr im E-Auto“ in den Mainstreammedien machen würden und wie sich das auf Verkehrswende und Glaubwürdigkeit grüner Projekte auswirken könnte. Berichtet wird in einigen Posts auch von Malaisen, wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Bauchgrimmen in modernen Autos, die nach Umstieg auf ein betagteres Modell wie durch Zauberhand verschwanden.

Ich selbst bin ja kein profunder Kenner der Materie, glaube aber doch, dass Leser aus der MINT-Fraktion dazu etwas sagen könnten. Was meine Schrauberfreunde auch berichteten, ist, dass es geradezu einen Run auf Oldtimer gäbe: Einfach zu reparieren, mehr oder weniger strahlungsfrei und dickes Blech. Bei Neuwagen gibt es keine Emissionsdiät: Aber ist es denn zu viel verlangt, dass man ab einem gewissen Alter seine Wampe, ohne sich den Schädel anzustoßen, in einen Sitz hieven können sollte, um dann ungegrillt und unbevormundet im Geiste libertärer Selbstverantwortung seines Weges zu fahren? Füher, in meiner Gymnasialzeit im ländlichen Bayern, mussten wir Tests verfassen zu Themen wie „Segen und Fluch des technischen Fortschritts.“ Komisch, dass mir das jetzt wieder einfällt.

 

Hubert Geißler stammt aus Bayern und war Lehrer für Kunst/Deutsch/Geschichte. Er schreibt diese Serie zusammen mit seinem Bruder Bernhard Geißler. Der gehört zu den sogenannten Fachkräften und Technikern, also zum gut ausgebildeten Teil der produktiven Arbeiterschaft, hier kurz „Schrauber“ genannt. Er arbeitet viel, kommt aber selten zu Wort, was diese Serie ein wenig wettmachen will.

Foto: Pixabay

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Marc Greiner / 01.04.2024

Und was ist mit dem Fahrtenschreiber der in jedem neuen Auto ab April 2024 drinnen ist? Kann man nicht abschalten und wird uns als “Sicherheitsmassnahme” verkauft. In der Schweiz ist er auch drinnen, weil wir alles mitmachen was die EU hinten rauslässt. Totale Kontrolle kommt. Man wird auch nicht mehr ohne (eigene) Kontrolle einfach einsteigen und abfahren können. Alkoholtest usw. und wahrscheinlich muss man auch noch das Fahrziel eingeben, damit die “Geheimtreffen” nicht mehr so geheim sind.

Lutz Herrmann / 01.04.2024

Sehe das Problem nicht. Elektrische Felder lassen sich echt einfach abschirmen.

Jochen Lindt / 01.04.2024

Die EMS Strahlung von modernem Verbrenner und E-Auto dürfte annähernd gleich sein. In beiden sind Handymodule, Navis und Steuergeräte verbaut, im Falle des Verbrenners sind die Strahlenschleudern Zündung/Injektoren/LiMa eher noch stärker als eine schlecht abgeschirmte Batterie im E-Auto. Die übelsten Strahlenschleudern sind aber Oldtimer mit Magnetzündung. Wer mit seinem Smartphone neben einem Käfer steht, der Gas gibt, kann die Zündung “hören”.

Gerard Döring / 01.04.2024

Man nehme nur ein Radio mit der nicht mehr genutzten Mittelwelle und es prasselt sehr stark, weil diese Frequenzen zur elektonischen Steuerung der E-Karren benurzt werden.Und dieser Salat kommt vom Auto in welchem man, schön abgeschirmt, sitzt. Jedes ein harmloser Einzelfall? “Könnte es nun sein, dass Politik und Hersteller kein gesteigertes Interesse an derartigen Fragestellungen haben dürften?”  Das ist genau wie bei den Windrädern. Gefährdung der Umwelt durch endlos viele negative Eigenschaften wie Infraschall usw. Katastrophale Schäden an dieser angeblich ausgereiften Technik verursachen Verluste in Milliarden Höhe. Wie wir an vielen Beispielen erkennen können, leben wir im Zeitalter der Einzelfälle und wer solch “großartiges” hinterfragt. ist ein Rechter.

Gabriele H. Schulze / 01.04.2024

Was für Teutonen meint der Autor? Die gibbet doch gar nicht mehr. Sind doch zu Schneeflocken mutiert.

J. Mueller / 01.04.2024

Das darf nicht »Elektro-Billigheimer« heissen. Das muss »Elektro-Billig-Eimer« heissen, weil es von »billiger asiatischer Reisschüssel« abstammt. ;-)

Hubert Geißler / 01.04.2024

Liebe Redaktion, da ist irgendwas schief gelaufen beim Einstellen des Artikels: “Einige Kriterien hat mein Bruder, die sich aus Obigem ergeben, zum Beispiel ein Zweifellos ist der Kauf eines neuen Autos nach Heirat und Hausbau eine der gravierenderen Entscheidungen im Leben eines Teutonen und damit Gegenstand intensivster Debatten. . Für mich wäre das früher ein Indiz völliger Dekadenz und Verweichlichung gewesen: Ein Eierkocher ging gar nicht! Aber man wird nicht jünger. Ein weiteres Kriterium war der Abschaltknopf: Ja, es gibt eine Firma aus dem schönen Nippon, die ihre Modelle mit einem Schalter versieht, der die Anzahl von Assistenzsystemen, mit denen ein moderner Wagen bestückt ist, einfach ausknipst. Man muss das vor jeder Fahrt machen, aber immerhin, die Möglichkeit besteht. Vielleicht könnte man das korrigieren. Aber es ist ja auch 1. April, also geschenkt. Saluti, Hubert Geißler

Sam Lowry / 01.04.2024

p.s.: Die gibt es noch mit wenig Laufleistung preiswert bei mobile… wäre aus Erfahrung meine 1. Wahl. “Nvidia” auf jeden Fall HALTEN!

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